Deutsches Fußballmuseum setzt Zeichen für nachhaltige Erinnerungskultur

Zu seinem 10-jährigen Bestehen plant das Deutsche Fußballmuseum die Neugestaltung und Erweiterung des Ausstellungsbereiches zu Juden im Fußball und Fußball im Nationalsozialismus. In dem Zuge erfolgt auch die Implementierung des anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages am 27. Januar vor vier Jahren veröffentlichten Online-Lexikons „Niemals vergessen“ in die Dauerausstellung.

Für das Nachschlagwerk konnte in den vergangenen Monaten die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Vereinen noch einmal erweitert werden, um die Lebensgeschichten heute zumeist vergessener jüdischer Fußballer und Funktionäre zu erforschen. Zu den neuen Kooperationspartnern des Deutschen Fußballmuseums zählen neben über 20 Profivereinen aus allen Teilen Deutschlands nun auch führende Bildungseinrichtungen wie die Gedenkstätten Buchenwald und Bergen Belsen, das Fritz Bauer Forum in Bochum und das Museo Judio de Chile.

Museumsdirektor Manuel Neukirchner: „Bis zu ihrer Ausgrenzung in der Zeit des Nationalsozialismus machten Fußballer und Funktionäre jüdischen Glaubens einen zentralen Teil der deutschen Fußballkultur aus. Daran wollen wir immer wieder erinnern. Alle interessierten Fangruppen sind eingeladen, ihre jeweiligen lokalen Recherchen in unser Lexikon hochzuladen und damit künftig auch über die Ausstellung im Deutschen Fußballmuseum verfügbar zu machen. 80 Jahre nach Befreiung des Konzentrationslagers von Auschwitz gilt auch für unsere Arbeit mehr denn je das Motto: „Niemals vergessen.“

Auch auf Vereinsebene befindet sich das Deutsche Fußballmuseum bei der Erinnerungsarbeit weiterhin im intensiven Austausch. Das Forschungsteam des St. Pauli-Museums rekonstruierte die Biografie des in Auschwitz ermordeten Selig Cahn und lud den Beitrag über den ehemaligen Stürmer ins Online-Lexikon hoch. Durch die Unterstützung des SV Werder Bremen gibt es dort nun auch Informationen über das Schicksal des ehemaligen Schiedsrichters Hugo Grünberg, der 1941 mit seiner Frau deportiert und ein Jahr später bei einer Massenexekution in Minsk ermordet wurde. Die Hammer Spielvereinigung erinnert in dem Nachschlagwerk an ihren Mitbegründer Hugo Grünewald, der seit seiner Deportation 1942 nach Polen als verschollen gilt.

Unter dem Dach des Fußballmuseums werden die recherchierten Biografien erstmals an einem zentralen Ort zusammengefasst und damit das Gedenken an sie fest im deutschen Fußball verankert. Das Lexikon umfasst mittlerweile knapp 400 Personen, die vor 1933 in bekannten deutschen Vereinen aktiv waren und dann in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt wurden. Dauerhaft und kostenlos abrufbar ist das Lexikon auf fussballmuseum.de.

Zudem ergänzt das Fußballmuseum seine Bildungsangebote zur Erinnerungskultur. Vor diesem Hintergrund findet in Zusammenarbeit mit der LAG Fanprojekte NRW, Zweitzeugen und Zusammen1 / Makkabi Deutschland am 28. Januar eine Fachtagung gegen Antisemitismus und Diskriminierung im Fußball statt. Dabei kommen Wissenschaftler und Experten mit Jugendlichen zusammen, um gemeinsam eine Praxis zu entwickeln, die eine vielfältige und offene Haltung fördert.

Die Eröffnung des neu gestalteten Ausstellungsbereichs ist für Herbst 2025 geplant.

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