100 Jahre Maccabi World Union

"Das Jubiläum der MAKKABI-Bewegung führt uns noch einmal vor Augen, wie facettenreich der jüdische Beitrag zur Kultur unseres Landes ist und welch große Bedeutung dabei seit dem Ende des 19. Jahrhunderts auch dem Sport zukommt“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Sonntag (29. August) anlässlich des 100-jährigen Geburtstages des internationalen jüdischen Sportverbandes Maccabi World Union.

Festakt im Deutschen Fußballmuseum

In seiner Videogrußbotschaft an 120 Gäste aus Politik, Gesellschaft, Kultur und Sport, die dem offiziellen Jubiläums-Festakt im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund beiwohnten, erinnerte das deutsche Staatsoberhaupt aber auch an heute noch alltägliche Ressentiments: „Immer wieder werden Makkabi-Mitglieder auf Sportplätzen, auf der Straße oder im Netz beschimpft, beleidigt und bedroht, weil sie jüdisch sind oder als jüdisch wahrgenommen werden. Manche haben Angst, ihr Judentum offen zu zeigen, einige trauen sich nicht mehr, das Maccabi-Trikot mit dem David-Stern auf der Brust zu tragen, wenn sie in ihrer Stadt unterwegs sind. Das dürfen und werden wir in diesem Land nicht hinnehmen. Es ist die Pflicht unseres Staates, Jüdinnen und Juden zu schützen und Antisemitismus zu bekämpfen, in welcher Form auch immer er sich äußert.“

Der Einladung des Deutschen Fußballmuseums und von MAKKABI Deutschland zum Festakt nach Dortmund waren u.a. Dr. Josef Schuster (Präsident Zentralrat der Juden), Christine Lambrecht (Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz sowie Familien, Senioren, Frauen und Jugend), Dr. Joachim Stamp (Stellvertretender Ministerpräsident NRW), Thomas Westphal (Oberbürgermeister Stadt Dortmund) und Peter Peters (DFB-Präsident Interim | Vizepräsident) gefolgt. Zu den Gratulanten, die ihre Glückwünsche an den Makkabi-Weltverband per Video übermittelten, zählten neben dem Bundespräsidenten auch IOC-Präsident Dr. Thomas Bach und der deutsche Nationalspieler Leon Goretzka.
Die Maccabi World Union wurde am 29. August 1920 in Karlsbad durch deutsche Funktionäre gegründet. Sie ist der weltweit größte Sportverein sowie die weltweit einzige internationale jüdische Sportorganisation und umfasst mehr als 450 Vereine in über 70 Ländern auf fünf Kontinenten. Vier Fünftel der über 500.000 Mitglieder sind unter 35 Jahre alt und bauen eine jüdische Identität auf.

O-Töne:


Dr. Josef Schuster, Präsident Zentralrat der Juden: „Wenn wir heute im Deutschen Fußballmuseum 100 Jahre Makkabi-Bewegung feiern können, dann wird ganz deutlich, dass das, was manche erhofft haben, nicht Wirklichkeit geworden ist. Gleichwohl werden die Makkabi-Vereine zuweilen noch als etwas exotisch angesehen. Ich wünsche mir, dass sie in Zukunft noch stärker als ganz selbstverständlicher Bestandteil der deutschen Sportlandschaft wahrgenommen werden.“

Christine Lambrecht, Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz sowie Familien, Senioren, Frauen und Jugend: „100 Jahre Makkabi steht für Sport, für Fußball und Wettkampf, und für Freude, für Spaß. Dazu kommt die integrative Kraft der Bewegung. Zugleich aber nimmt der Antisemitismus in allen Lebenslagen zu. Da gilt es gegenzuhalten. Deshalb engagieren wir uns in vielen Initiativen wie beispielweise ZUSAMMEN1, wo es darum geht, nach den Ursachen von Antisemitismus zu forschen, Haltung zu zeigen und gemeinsam aktiv zu werden.“

Dr. Joachim Stamp, Stellvertretender Ministerpräsident NRW: „Wir freuen uns sehr, dass Anfang September in unserer Landeshauptstadt Düsseldorf die MAKKABI Deutschland Games ausgetragen werden. Die Makkabi-Vereine fördern mit der Intergration von zugewanderten Sportlerinnen und Sportlern verschiedenster Herkunft und unterschiedlichen Glaubens eine Form des Miteinanders, das hilft, gegenseitige Ressentiments abzubauen.“

Thomas Westphal (Oberbürgermeister Stadt Dortmund): „Unser Makkabi-Verein steht für eine ganze Reihe an Aktivitäten in dieser Stadt. Dabei geht es im Kern immer um Begegnung, ums Miteinander-Treffen, ums Sporterlebnis auf dem Sportplatz – und dabei alles, was dazwischen stehen könnte, beiseite zu schieben. Es geht darum, aktiv zu sein, rauszugehen und zu sagen: Wir stehen hier zusammen. Das macht Dortmund grundsätzlich, aber eben auch genau an dieser Stelle aus. Man muss an Gedenk- und Feiertagen auch zurückschauen, vor allem aber müssen wir gemeinsam nach vorne schauen: Jüdisches Leben in Dortmund ist wieder so groß geworden, es wächst, das freut mich. Wir müssen deutlich machen, dass es das Normalste ist.“

Peter Peters, DFB-Präsident Interim | Vizepräsident: „Mit der MAKKABI-Bewegung verbinden uns verschiedene Projekte, bei denen wir als Freunde agieren. Und Freunde passen aufeinander auf. Mit unserer vielschichtigen Präventionsarbeit beim DFB erinnern und ermahnen wir, aber wir müssen auch bereit sein, rigoros zu sanktionieren, um Entwicklungen Einhalt zu gebieten, die wir nicht zulassen wollen und dürfen.“

Manuel Neukirchner, Direktor Deutsches Fußballmuseum: „Die Beschäftigung mit dem jüdischen Sport hat in unserer Dauerausstellung und in unseren begleitenden Kultur- und Schulprogrammen einen unverrückbaren Platz. Daher ist uns die Ausrichtung dieser Jubiläumsveranstaltung so wichtig. Historische Erinnerung darf aber nicht nur etwas für Fest- und Gedenktage allein sein. Erinnerungsarbeit muss jeden Tag stattfinden. Diesen Anspruch lösen wir als lebendiger Ort für Fußballkultur Tag für Tag mit unserem Gesamtprogramm ein.“

Alon Meyer, Präsident MAKKABI Deutschland: „Dass die MAKKABI-Bewegung in diesen Wochen ihren 100. Geburtstag feiert, erfüllt uns mit großem Stolz. Gerade nach der versuchten vollständigen Ermordung der europäischen Juden durch die Nationalsozialisten war ein Wiederaufleben einer MAKKABI-Vertretung in Deutschland nicht selbstverständlich, wurde aber 1965 dennoch realisiert. Die Entwicklung von einem reinen Sportverband hin zu einem gesellschaftspolitischen Akteur unterstreicht die Wichtigkeit, aber auch Notwendigkeit unseres Seins und Handelns. MAKKABI Deutschland trägt zur Sichtbarkeit jüdischen Lebens in Deutschland bei und bietet Raum für interkulturelle Begegnungen. Insofern ist MAKKABI nicht mehr aus dem öffentlichen Leben wegzudenken und leistet einen unverzichtbaren Beitrag zum Abbau antisemitischer Ressentiments.“

Die MAKKABI-Bewegung entwickelte sich bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts als zionistische Sportbewegung. Viele Maccabi Clubs fungieren als Gemeindezentren und bieten vielfältige Bildungs-, Kultur-, Sozial- und Sportaktivitäten an. Die Maccabi World Union richtet alle vier Jahre in Israel die Maccabiah aus, die nach den Olympischen und Paralympischen Spielen weltweit drittgrößte Sportveranstaltung. Die Maccabi World Union fördert ein lebensbegleitendes freiwilliges Engagement in der Gemeinde und für die zentrale Stellung des Staates Israel. Gegenwärtig bestehen in der Bundesrepublik Deutschland 37 MAKKABI-Ortsvereine. Bundesweit zählen die Vereine über 5500 Mitglieder.

Impressionen des Festaktes

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