Der Schiedsrichter-Talk im Fußballmuseum
Gewalt auf dem Platz
Gundolf Walaschewksi, Präsident des Fußball- und Leichtathletikverbands Westfalen, begann den Abend vor 100 Gästen im Deutschen Fußballmuseum mit Fakten: „Die Gewalt auf Fußballplätzen ist in Nordrhein-Westfalen um 20 Prozent gestiegen, die Tendenz ist steigend. Wir reden hier über 400 Vorfälle pro Jahr und davon richten sich 75 Prozent gegen Schiedsrichter. Das sind 0,33 Prozent aller Spiele. Auf den ersten Blick klingt das nicht viel, die Zahl ist aber alarmierend und ich befürchte, dass die Dunkelziffer noch größer ist.“
Marcel Neuer, stellvertretender Vorsitzender des Verbandsschiedsrichter-Ausschusses FLVW, habe in den vergangenen Jahren beobachtet, dass es weniger Gewalthandlungen gegen Schiedsrichter gebe, je höher die Liga ist.
Alex Feuerherdt, Publizist, Schiedsrichter und Betreiber des Podcasts Collinas Erben pflichtete ihm einerseits bei, betonte aber, dass nicht nur die körperliche Gewalt betrachtet werden darf. „Verbale Drohungen und Ausdrücke der Spieler gegen die Schiris sind nicht zu unterschätzen. Leider bekomme ich das als Schiri-Beobachter immer häufiger mit.“
Keine negativen Erfahrungen habe indes Sina Diekmann erlebt. Die in der Frauen-Bundesliga pfeifende Schiedsrichterin ist der Ansicht, dass es dieses negative Phänomen bei den Frauen nicht gibt. „Ich pfeife bei den Männern auch bis zur Oberliga und teile die Meinung, dass die Gewalt in den höheren Ligen abnimmt."
Der Deutsche Fußball-Bund hat den stetig abklingenden Respekt gegenüber den Unparteiischen wahrgenommen und zur aktuellen Rückrunde ein konsequenteres Handeln der Schiedsrichter bei Verfehlungen gefordert. Was in der Bundesliga momentan von Fans, Spielern und Journalisten kritisiert wird, ist laut Feuerherdt jedoch der richtige Ansatz: „Die Bundesliga ist ein Schaufenster für den Amateurfußball. Die Änderungen werden sich auch positiv auf den Amateurfußball auswirken. Wir sind froh, dass im Profibereich jetzt konsequenter bei respektlosem Verhalten gehandelt wird.“
Fehlende Transparenz
Der VAR hat den Fußball verändert. Fehlende Transparenz, sinkende Emotionen und trotzdem Fehlentscheidungen der Schiedsrichter erzürnen die Kritiker. Bundesliga-Schiedsrichter Sören Storks kann die Fans verstehen, dass im Stadion Unmut aufkommt, wenn nicht klar kommuniziert wird, wieso eine Entscheidung korrigiert wurde. „Wir als Schiedsrichter sind gewillt, mehr Transparenz in die Stadien zu transportieren", sagte er.
Mehr als zwei Stunden diskutierten und sprachen die Gäste auf dem Podium mit den Zuschauern in der Arena des Fußballmuseums.Den gesamten Schiedsrichter-Talk gibt hier als Podcast zum Download. Mehr lesen Sie hier in Kürze.