Dr. Hans Schlesinger, Facharzt für Hals-Nasen- und Ohrenheilkunde, trat am 1. August 1919 dem 1. FCN als passives Mitglied bei, um den Verein zu unterstützen. Am 30. April 1933 wurde er wie die meisten jüdischen Mitglieder aus der Mitgliederliste entfernt.
Schlesinger war Sohn des aus Breslau stammenden HNO-Arztes Dr. med. Eugen Schlesinger. Nachdem der seine staatliche Zulassung zur Berufsausübung verlor, musste er seine Praxis in der Nürnberger Innenstadt im September 1938 aufgeben. Er zog daraufhin mit seiner Frau Meta nach Wiesbaden.
Sohn Hans hatte Medizin studiert und promoviert. In Folge einer schweren Erkrankung 1936 wurde sein Hirn stark geschädigt. Im November 1936 wurde er in die Heil- u. Pflegeanstalt Tübingen verbracht. Im April 1937 wurde er mit Beschluss des Amtsgerichts Nürnberg „wegen Geisteskrankheit entmündigt“.
Über die Anstalt Katzenelnbogen kam er im Februar 1939 in die südhessische Landesheilanstalt Weilmünster. Dort wurden kranke und behinderte Menschen systematisch unterversorgt, zwangssterilisiert und durch Nahrungsentzug und überdosierte Medikamente ermordet. Weilmünster war ab 1941 eine sogenannte "Zwischenanstalt" für die Tötungsanstalt Hadamar. Von Januar bis August 1941 war Hadamar eine von sechs „Euthanasie“-Tötungsanstalten der „Aktion T4“. Das heißt, Patienten aus anderen Anstalten wurden in „Zwischenanstalten“ zunächst gesammelt und bald darauf nach Hadamar verlegt.
Von Weilmünster gelangte Schlesinger in einem Transport mit 91 weiteren Patientinnen bzw. Patienten am 7. Februar 1941 nach Hadamar. In der Regel wurden die Patienten eines solchen Transports noch am Tag der Ankunft in die im Keller der Anstalt befindliche Gaskammer geschickt und ermordet. Ihre Leichname wurden anschließend eingeäschert.
Für die 1941 über 10.000 in Hadamar ermordeten Menschen sind heute nur etwa 2.500 bis 3.000 Akten erhalten. Auch Hans Schlesingers Patientenakte wurde in der Verwaltungszentrale der „Aktion T4“ in der Tiergartenstraße 4 in Berlin, wie der Großteil aller Patientenunterlagen bis Kriegsende vernichtet.
Das damals offiziell mitgeteilte Todesdatum und die Todesursache wurden oft falsch angegeben, um Angehörige und Behörden zu täuschen. So ist bei Hans Schlesinger in den Unterlagen der Stadt Wiesbaden zu seiner Grabstelle als Todesursache „“Selbstmord, Vergiftung“ aufgeführt. Seine Mutter Meta bekam 1941 die Mitteilung, ihr Sohn Hans wäre in der Irrenanstalt Cholm bei Lublin (im besetzten Polen) gestorben.
Meta Schlesinger wurde am 11. Juni 1942 von Frankfurt/Main in das Vernichtungslager Sobibór deportiert und für tot erklärt. Ihr Mann Dr. Eugen Schlesinger hatte sich schon am 19. November 1940 in Wiesbaden das Leben genommen, um der Deportation zu entgehen.