Siegfried Aaron, Quelle: Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

Dr. Siegfried Aaron

Geboren am 11.01.1887 in Velbert, Deutschland
Gestorben am 18.04.1945 in Schipkau
Ermordet im Holocaust
Funktionär
Vorstandsmitglied

Das Gedeihen des Velberter Fussball-Clubs 02 e.V. dokumentiert dieses Foto aus dem Jahr 1907. Darauf zu sehen: Siegfried Aaron (in der 3. Reihe von unten – 2. von rechts), Quelle: Stadtarchiv Velbert, hier: „Velbert in alten Ansichten“, S. 19Siegfried Aaron war zwar auch Mitglied im Velberter Turnverein TUS 64, seine große Zuneigung aber gehörte dem seit 1902 in Velbert etablierten Fußballsport. Bereits im Gründungsjahr wurde er Mitglied im Velberter Fußball-Club 02 e.V., einem Vorgängerverein der heutigen SSVg Velbert 02 e.V.. Während seines Jurastudiums wurde er am 16.11.1908 in den Vorstand des Vereins gewählt. (Quelle: Amtsgericht Velbert, Vereinsregister Nr. 30)

Bereits am 08.05.1905 hatte die Velberter Zeitung berichtet:

„Das Stiftungsfest des Fußballklubs Velbert im Hotel Stüttgen verlief am Samstagabend in überaus harmonischer Weise. Der Vorstand hatte nichts unterlassen, um das Fest zu verschönern. In humoristischen Darbietungen, die sehr gut wiedergegeben wurden und die einen rauschenden Beifall erzielten, zeigten die Mitglieder des Klubs, daß auch das poetische Empfinden in ihren Reihen nicht vernachlässigt wird. Herr Hoffmann, Vorsitzender des Klubs, beleuchtete in seiner Festrede die Ziele des Vereins und betonte besonders auch den nationalen Zweck, den der Verein und der Sport im Allgemeinen verfolgen müsse. Herr Aaron feierte in schwungvoller Rede die Damen. Ein gemütliches Tanzkränzchen hielt die Festteilnehmer noch lange in bester Stimmung beisammen. Dem Klub aber, der in letzter Zeit in Sportskreisen durch seinen Wagemut ziemlich hervorgetreten ist, ist wohl ein weiteres Emporblühen zu wünschen zum Wohl der eigenen Mitglieder und zum Wohl der heranwachsenden Jugend."

Ehrenurkunde des Velberter Fussball-Clubs 02 e.V. für Dr. Siegfried Aaron in Anerkennung seiner Verdienste um den Verein aus dem Jahr 1927, Quelle: Begegnungsstätte Alte Synagoge WuppertalDer Berichterstatter, der das Wort „Wagemut“ benutzte, traf wohl die richtigen Worte, denn in der Zeit der vielen Vereinsgründungen um die Jahrhundertwende war der Fußballsport in den gesellschaftlich bessergestellten Kreisen nicht unbedingt als wertvolle Sportart akzeptiert.

Siegfried Aaron promovierte im Jahr 1913 an der Universität Heidelberg und ließ sich später mit seiner Familie in Elberfeld nieder, wo er eigenständig eine juristische Kanzlei führte. Im Jahr 1927 wurde er von seinem Sportverein mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet und erhielt die abgebildete Urkunde.

Im Jahr 1937 emigrierte Dr. Siegfried Aaron mit seiner Ehefrau Ida, geb. Weyl, und den Kindern Lotte, Richard Otto und Ludwig in die Niederlande.

In Folge der nationalsozialistischen Massenmorde wurde Richard Otto Aaron am 28.04.1943 in Auschwitz ermordet. Seine Mutter Ida starb am 31.03.1945 in Bergen-Belsen. Dr. Siegfried Aaron verlor sein Leben am 18.04.1945 im sogenannten „Verlorenen Zug“. In drei Bahntransporten hatten die Nationalsozialisten versucht, Überlebende des Konzentrationslagers Bergen-Belsen in das Lager Theresienstadt zu überführen. Der dritte dieser Züge – „Der verlorene Zug“ – kam dort niemals an. Er strandete auf offener Strecke im brandenburgischen Ort Schipkau. Lotte und Ludwig überlebten und kehrten nach der Befreiung aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen zurück in die Niederlande. Dort starb Lundwig 2008 und Lotte 2011.

Autor: Wilfried Schmidt; Initiatoren: Bündnis "Aktiv gegen Antisemitismus Velbert"

Diese Seite teilen
URL