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Prof. Dr. Walter Veit Simon wurde am 28. Dezember 1882 in Berlin geboren. Nach Abschluss seiner schulischen Ausbildung studierte Simon in Berlin, Freiburg und Würzburg Medizin und wurde 1909 als Arzt zugelassen. Im Folgejahr heiratete er Elise Sophie Saulmann, mit der er zwei Söhne hatte. Der Gründer der „Wiener Holocaust Library“, Alfred Wiener, war sein Cousin.
Nachdem er von 1910 bis 1914 Assistent in Breslau arbeitete, folgte bis Ende 1922 eine Anstellung als Oberarzt in Friedrichsheim, während der er im Jahr 1916 seine Habilitation erlangte. Während des 1. Weltkrieges wurde Simon als Stabsarzt eingesetzt, wofür er mehrere Auszeichnungen, unter anderem das Eiserne Kreuz 1. Grades und noch 1934 das Ehrenkreuz der Frontkämpfer, erhielt. Nach der Zeit in Friedrichsheim eröffnete Simon im Jahr 1923 seine eigene Praxis für orthopädische Chirurgie. Aufgrund der steigenden Mitgliederzahlen des Vereins, benötigte der FSV Frankfurt neben Dr. Salomon einen weiteren Sportarzt. Diese Position übernahm von 1930 bis 1933 Prof. Dr. Simon. In den Vereinsnachrichten war Simon im Vergleich zu Salomon seltener zu finden. In seinen wenigen Artikeln widmete er sich sowohl sportmedizinischen Themen als auch der Rolle der Fairness auf dem Fußballplatz. In den Jahren 1932 und 1933 hielt er außerdem Vorlesungen an der Orthopädischen Universitätsklinik Frankfurt am Main. Insbesondere im Bereich der damals so bezeichneten „Krüppelfürsorge“, also der Rehabilitation Behinderter, war Simon sehr angesehen, sodass er noch 1935 als Sachverständiger beim Oberversicherungsamt Wiesbaden tätig war.
Schon im September 1933 versuchte Albert Einstein Simon eine Beschäftigung außerhalb Deutschlands zu verschaffen. Nachdem Simon im Oktober 1935 seine Lehrtätigkeit und drei Jahre später seine Approbation verlor, wurde er im November 1938 verhaftet und ins KZ Buchenwald gebracht. Seine Entlassung wurde an die Bedingung geknüpft, Deutschland zeitnah zu verlassen. Dies taten Simon und seine Familie einen Monat später und flüchteten über New York nach Santiago de Chile. Trotz der Behandlung Simons durch die Nationalsozialisten entschied er sich, seine Kriegsauszeichnungen sowie Fotoalben und ein Tagebuch aus Kriegszeiten mitzunehmen.
Nach 9 Jahren als Mitarbeiter und Assistent in einer Klinik wurde er im Oktober 1948 als Arzt zugelassen, nachdem er zwei Jahre zuvor die chilenische Staatsbürgerschaft annahm. Im Rahmen von Wiedergutmachungsprozessen in den 1940er und 1950er Jahren wurde Simon offiziell „Professor emeritus“, wodurch ihm zugehörige Altersbezüge zustanden. Am 21. April 1958 verstarb Simon im Alter von 75 Jahre in Santiago de Chile, was die Frankfurter Rundschau in einem Nachruf betrauerte. Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie erinnert heute in Form von Stolpersteinen und einer Online-Dokumentation an Simon und weitere jüdische Mitglieder.