Walther Bensemann
- Mitgründer des DFB
- Gründer des Kicker Sportmagazins
Welcher Fußballfan kennt nicht die Fußballzeitung ‚Der Kicker‘? Aber wer weiß schon, dass es den ‚Kicker‘ seit 1920 gibt und dass sein Begründer Walther Bensemann heißt? ‚Der Kicker‘ ist das Lebenswerk von Walther Bensemann, das er in Deutschland zurücklassen musste, als er im März 1933 vor den Nazis in die Schweiz floh.
Walther Bensemann war einer der herausragenden Pioniere des deutschen Fußballs. Er war ein Visionär, der von der völkerverbindenden und friedenstiftenden Kraft des Fußballspiels überzeugt war. Mit zehn Jahren schickte ihn sein Vater auf eine englische Schule im schweizerischen Montreux, wo Bensemann bei seinen Mitschülern das für ihn bis dahin unbekannte Fußballspiel kennenlernte. Im Alter von 14 Jahren gründete er mit Mitschülern den Football Club Montreux. Wenig später wechselte er auf das Gymnasium in Karlsruhe. Damit begann seine fußballerische Mission in Deutschland: Bereits kurz nach seiner Ankunft gründete er mit dem International Football Club den ersten Fußballverein in Süddeutschland. Später erinnerte sich Bensemann an diese Pioniertat: „Im September 1889 ließ ich aus der Schweiz einen Fußball kommen; der Ball wurde morgens vor der Schule aufgeblasen und in der 10-Uhr-Pause musste bereits ein Fenster des Gymnasiums daran glauben. (...) Direktor Wendt erklärte sich mit der Bezahlung des Fensters einverstanden und schickte uns auf den kleinen Exerzierplatz, Engländerplatz genannt“. Zwei Jahre später, am 17.November 1891, gründete er den Karlsruher FV, der mit den beiden späteren jüdischen Nationalspielern Hirsch und Fuchs 1910 seine erste Deutsche Meisterschaft erringen sollte.
1892 machte Walther Bensemann in Karlsruhe sein Abitur. Die anschließenden Jahre als Student der englischen und französischen Philologie an verschiedenen Universitäten wurden zu seinen fußballerischen Wanderjahren: Bensemann war an der Gründung von Fußballvereinen in Straßburg, Baden-Baden, Frankfurt, Freiburg, Heidelberg, Mannheim, Marburg und München beteiligt. Noch heute bekannte Spitzenklubs wie Eintracht Frankfurt oder der FC Bayern München gehen auf von Bensemann gegründete Vereine zurück. Er arrangierte erstmals eine internationale Begegnung gegen ein Schweizer Team im deutschen Fußball sowie 1898 ein deutsch-französisches Fußballspiel in Paris. Darüber hinaus initiierte er weitere internationale Spiele deutscher Teams gegen Mannschaften aus Frankreich und England. Auch an der Gründung des DFB im Januar 1900 in Leipzig war Walther Bensemann maßgeblich beteiligt. Von ihm stammte laut Protokoll der Namensvorschlag ‚Deutscher Fußball-Bund‘.
1901 ging Bensemann nach Großbritannien, wo er als Lehrer für neuere Sprachen an verschiedenen Schulen tätig war. Auf den Kontinent reiste Bensemann in diesen Jahren nur noch selten, er schien sich auf ein Leben auf der Insel eingerichtet zu haben. Im Sommer 1914 wurde er während eines Heimaturlaubs vom Ausbruch des Ersten Weltkriegs überrascht und konnte nicht nach England zurückkehren. So war er während des Krieges als Lehrer in Würzburg sowie in Godesberg beschäftigt.
Die schmerzlichen Erfahrungen des Ersten Weltkrieges bestärkten Walther Bensemann noch stärker in seiner Überzeugung, mit dem Fußballspiel eine friedensstiftende Idee zu fördern: „Der Sport ist eine Religion, ist vielleicht heute das einzig wahre Verbindungsmittel der Völker und Klassen“. Sprachrohr dieser ‚pazifistischen Sportidee‘ wurde die von ihm im Jahre 1920 ins Leben gerufene Fußballzeitschrift ‚Der Kicker‘. Dank seiner guten internationalen Beziehungen vermittelte Bensemann deutschen Vereinen regelmäßig ausländische Spielpartner und Trainer. Seine Initiativen beeinflussten die Entwicklung des gesamten deutschen Fußballs maßgeblich. Im Kreise der nationalistisch orientierten DFB-Führung wurden die Aktivitäten Bensemanns jedoch mit großem Argwohn beobachtet und stießen auf energischen Widerstand. Nicht selten wurde er in den Verbandsblättern des DFB zum Ziel publizistischer Angriffe.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten blieb Walther Bensemann nur die Flucht ins Exil in die Schweiz. Sein Lebenswerk, ein liberales, weltoffenes und der friedensstiftenden Idee des Fußball verbundenes Fußballmagazin, entsprach nicht den Vorstellungen der neuen Machthaber. Walther Bensemann starb am 12. November 1934 in Montreux.
Nachdem das Andenken an Walther Bensemann und seine Verdienste für den deutschen Fußball für viele Jahrzehnte vergessen blieben, hat seit einigen Jahren wieder eine umfangreichere Würdigung eingesetzt. Seit 2006 vergibt die Akademie für Fußballkultur in seiner Heimatstadt Nürnberg den "Walther-Bensemann-Preis" an herausragende Persönlichkeiten aus dem Fußball. Zu den bisherigen Preisträgern gehören u.a. Franz Beckenbauer, Uwe Seeler, Günter Netzer oder Alex Ferguson. Im Jahr 2014 setzte Bernd M. Beyer mit seiner Biographie "Der Mann, der den Fußball nach Deutschland brachte" Walther Bensemann ein literarisches Denkmal.