Mannschaftsfoto von 1925, ganz links stehend: Julius "Seppl" Handburger, im weißen Trikot FV 04. in , Quelle: Goldmann, Bernhard - Der Verein, Band 1: Große Fußballtradition - Hamburg 2021

Julius ´Seppl´ Handburger

Geboren am 05.04.1888 in Kleinlangenheim, Unterfranken, Deutschland
Funktionär
Mäzen

Julius Handburger war Funktionär und Mäzen des FV 1904 Würzburg.

Er flüchtete im März 1933 in den Elsass, Frankreich und von 1939 bis 1945 in die Schweiz. Seine weiteren Lebensdaten sind unbekannt.

Julius Handburger kommt am 5. April 1888 im unterfränkischen Kleinlangheim, Landkreis Kitzingen, zur Welt. Seine Eltern sind der Weinhändler Emanuel Handburger und Berta, geborenen Weil. Als Soldat des Bayerischen Infanterieregiments nimmt er am Ersten Weltkrieg teil. Gegen Ende 1919 wird er aus französischer Kriegsgefangenschaft entlassen. Bis 1920 lebt er im oberfränkischen Hof, von wo aus er im selben Jahr nach Würzburg zieht.

Hier arbeitet er zunächst als Prokurist in der „Fränkischen Spirituosen-Vertriebsgesellschaft Karl Handburger & Co.“ Einige Jahre später gründet er seine „Weinhandels-Firma Julius Handburger“. In zentraler Lage in der Theaterstraße der Domstadt befindet sich sein Firmensitz. Politisch positioniert er sich eindeutig gegen den aufkommenden Nationalsozialismus. So tritt er 1924 dem „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ bei. Hierbei handelt es sich um den SPD-nahen, politischen Wehrverband zum Schutz der demokratischen Republik.

Zu dieser Zeit ist er wohl auch bereits Mitglied des 1. Würzburger Fußball Verein 1904 (FV 04). In den Quellen des FV 04 wird er durchgehend als „Seppl“ oder „Sepp“ Handburger bezeichnet. Als Funktionär gehört er wohl dem Spielausschuss des Vereins an. Als die 1. Mannschaft Pfingsten 1930 zu Spielen in Norddeutschland nach Hamburg und Kiel aufbricht, fungiert er als Delegationsleiter der Reisegesellschaft. Er nimmt die offizielle Begrüßung im Stadion von Holstein Kiel vor dem Spiel entgegen und gratuliert dem 1. Vorsitzenden der Gastgeber zum Erreichen des Halbfinals um die Deutsche Meisterschaft.

Als der FV 04 im Sommer 1933 zu einer Gastspielreise nach Frankreich mit Spielen in Lorient, Rennes und Rouen aufbricht, ist „Seppl“ Handburger bereits nicht mehr mit dabei. Ebenso die Spieler Walter Leo Hersch und sein Bruder Friedrich nicht mehr. Der FV 04 hat bereit alle seine Mitglieder jüdischer Herkunft aus dem Verein ausgeschlossen.

Julius „Seppl“ Handburger heiratet in diesem Jahr 1933. Seine Frau stammt aus dem französischen Elsass, wo das Ehepaar fortan auch leben wird. Mit dem Wohnortwechsel kommt Handburger einer wahrscheinlichen Verfolgung durch die neuen Machthaber, seiner politischen Ausrichtung wegen, zuvor. Als nach dem Überfall der deutschen Truppen auf Polen im September 1939 Frankreich dem Deutschen Reich den Krieg erklärt, emigrieren Julius Handburger und seine Frau vorausschauend in die Schweiz, wo sie bis 1945 leben werden. Nach dem Krieg übersiedelt das Ehepaar dann nach Saint Louis, einen französischen Vorort Basels.

Auch beim FV 04 tritt „Seppl“ Handburger nun wieder in Erscheinung. In der Vereinszeitung werden in den Nachkriegsjahren mehrmals Postkartengrüße von ihm übermittelt und noch in den 1960er Jahren werden dort Geburtstagswünsche an ihm abgedruckt. Es ist davon auszugehen, dass er nach 1945 dem Würzburger Fußball Verein 1904 wieder als Mitglied beigetreten war. Weitere Lebensdaten sind von Julius „Seppl“ Handburger nicht bekannt.

Seine Mutter Berta Handburger wird am 30. Juli 1943 im Ghetto Theresienstadt ermordet.

Autor: Andreas Wittner

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