21. März 2018 - 31. Dezember 2018
Das Deutsche Fußballmuseums beleuchtete mit der Sonderaustellung „Schichtwechsel – FußballLebenRuhrgebiet“ die vielschichtige Symbiose des Fußballs und des Bergbaus. Die markanten Spuren des Fußballs unter Fördertürmen mündeten im Ausstellungsbereich schließlich in einer Begegnung mit der Zukunft. Denn als 2018 mit der Schließung der Zeche Prosper-Haniel in Bottrop die Jahrhunderte währende Kohleförderung im Ruhrgebiet ihr Ende fand, bedeutete das unweigerlich eine Zäsur in Verbindung mit der Frage: Was kommt jetzt? Wie geht es weiter? Der Strukturwandel hat längst auf breiter Front stattgefunden. Die Region hat sich zu einem Dienstleistungssektor und zu einem Standort für Bildung und Kultur entwickelt. Auf ehemaligen Berg- und Stahlwerken blühen Landschaftsparkanlagen, Industriebrachen sind zu Kulturbetrieben umgestaltet worden. Insofern stellte sich vor allem auch die Frage: Was bleibt? Die Besucher wurden dazu eingeladen, ihre eigene Botschaft für die Zukunft zu hinterlassen bzw. ihre Vergangenheit in Visionen zu übertragen.
Die Interaktion ließ ein mosaikartiges Relief des Ruhrgebiets entstehen. Einige der besten Ruhrgebietsfußballer wie Ernst Kuzzorra, Helmut Rahn oder Timo Konietzka, sind nicht nur in ihren Vereinen, sondern auch unter Tage für die Herausforderungen ihres Sports ausgebildet worden. Sie haben Werte wie Teamgeist, Einsatzbereitschaft und Härte gegen sich selbst über ihre Herkunft aus einer Bergarbeiterfamilie vermittelt bekommen und mussten sie nicht erst im Training einüben. Die großen Erfolge von Schalke 04 sind eng verbunden mit der Mannschaft, deren Spieler nur „Die Knappen“ genannt wurden. „Knappe“ ist eine frühere Bezeichnung für jemanden, der die Lehre als Bergmann erfolgreich abgeschlossen hat. Die Bergwerke waren somit eine Schule des Lebens und über den Sozialisationsfaktor hinaus große Förderer des Fußballs.
Nach dem Zweiten Weltkrieg zählte die Oberliga West zu den stärksten Spielklassen in Deutschland. Mit der Unterstützung großer Zechen und Stahlwerke sorgten heute in den Niederungen des Amateurfußballs abgetauchte Vereine wie der SV Sodingen oder die Spielvereinigung Erkenschwick für Furore. Ihre Stadien waren auf Zechengelände angesiedelt, beinahe alle Spieler gingen dort auch ihrem zivilen Beruf nach, die Werksleiter hatten zugleich Führungspositionen in den Clubs inne. Auch daraus resultierte eine besondere Identifikation der Zuschauer mit den Spielern. Und umgekehrt.
Darüber hinaus fungierte der Bergbau im Zusammenspiel mit dem Fußball als Migrations- und Integrationsmotor. Mesut Özils Großväter kamen beide als türkische Zechenarbeiter Anfang der 1960er-Jahre nach Deutschland. 50 Jahre später wurde der heutige Star von Arsenal London erster türkischstämmiger Nationalspieler, der an einer WM-Endrunde für Deutschland teilnahm.
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