Leopold Bartfeld als Soldat um 1917, Quelle: Privatbesitz Juliette Richter, Baltimore (USA)

Leopold (auch Leo) Bartfeld

Geboren am 09.10.1897 in Leipzig, Deutschland
Gestorben am 18.02.1945 in Buchenwald
Ermordet im Holocaust
Spieler

Leo Bartfeld (2. Spieler v. l.) in der Mannschaft von Bar Kochba Leipzig 1921, Quelle: Pauckert, Kurt:30 Jahre Gau Nordwestsachsen. Jubiläumsstiftung der Leipziger Neuesten Nachrichten 1927, S. 254. Der 15-jährige Schüler Leopold Bartfeld wurde im April 1913 mit der Mitgliedsnummer 375 in den VfB Leipzig aufgenommen und gehörte damit zu den 100 "Zöglingen" des Vereins. Der VfB hatte zu dieser Zeit bereits 450 Mitglieder. Leos jüngerer Bruder Max folgte ihm im Februar 1914 in den VfB.

Schon ab dem 6. April 1913 wurde Leo regelmäßig bei Punktspielen der I. Jugendmannschaft eingesetzt und erzielte am 13. April gegen die Jugend von Fortuna Leipzig sein 1. Tor. Mit Kriegsbeginn 1914 spielte Leo sowohl in den Jugendmannschaften I und II als auch schon in der I. und der II. Herren-Mannschaft des VfB. Mit der II. gewann er 1915 die erste Kriegsmeisterschaft der Gauliga Nordwestsachsen (entspricht etwa dem heutigen Gebiet von Leipzig und Umgebung). Leo engagierte sich auch über den Fußball hinaus im VfB. 1916 wurde er in den Athletik-Ausschuss gewählt. Der VfB sah die Leichtathletik als wichtige Grundlage für beste Leistungen seiner Fußballspieler an und pflegte diese Abteilung besonders - neben Hockey, Tennis, Cricket und Wanderradfahren. "Trotz ihrer Einziehung legten Bartfeld und Roterberg ihre Aemter nicht nieder, sondern arbeiteten eifrig weiter, bis auch sie beide im September bzw. Oktober (1916 - GR) ins Feld rücken mussten", heißt es in den VfB-Mitteilungen im Dezember 1916. Seit dem 13. Oktober erhielt der VfB regelmäßig Feldpostbriefe von Leo Bartfeld, auch aus dem Genesungsheim im Dezember 1916, wo er sich von seiner Verwundung durch einen Minensplitter erholen musste. Anfang 1917 wurde er durch ein Geschoß am Auge verwundet, kehrte nach kurzem Lazarettaufenthalt an die Front zurück, bevor er 1918 als Vizefeldwebel und ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse heimkehren konnte. Ab Dezember 1918 absolvierte er wieder Punktspiele für den VfB und 1920 war er fast jedes Wochenende in der II. oder III. Mannschaft des VfB eingesetzt. Doch nach der Gründung des jüdischen Sportklubs Bar Kochba in Leipzig trat er wie viele andere jüdische Fußballer aus dem VfB aus und wurde Mitglied bei Bar Kochba. Hier spielte er weiter Fußball und gehörte dem Jugendausschuss an, er vertrat den Verein in der Kampfrichtervereinigung des Gaues Nordwestsachsen und engagierte sich im Tischtennis und in der Leichtathletik. Bis 1938 blieb er Mitglied bei Bar Kochba.

Im Mai 1939 emigrierte Leo Bartfeld nach Belgien. Dort wurde er im Mai 1940 verhaftet, kam nach Südfrankreich in ein erstes Internierungslager, später in das mehr als 600 km davon entfernte Durchgangslager Drancy im Norden. Von dort wurde er im November 1942 mehr als 1500 km Richtung Osten in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo er ab April 1944 im Außenlager Blechhammer beim Bau von Betrieben eines deutschen Chemiekonzerns eingesetzt war. Im Januar 1945 wurden die Häftlinge auf einen Todesmarsch zum ca. 200 km entfernten Lager Groß-Rosen gezwungen, zum Teil zu Fuß im Schnee und per Zug in Güterwaggons. Mit einem Räumungstransport brachte man Leo Bartfeld mit anderen Häftlingen ab dem 10. Februar 1945 von Groß-Rosen ins Konzentrationslager Buchenwald, wo er als "politischer Jude" registriert wurde. In Buchenwald verstarb er am 18. Februar infolge der Strapazen und Infektionen der Frostwunden an seinen Füßen.

Die Siegermannschaft von Lok Leipzig 2016 beim Fußballfest um den Max und Leo Bartfeld-Pokal mit Leos Töchtern Juliette und Evelyn (Mitte vorn) sowie Max Bartfelds Sohn Ze'ev und Enkel Amir (3. und 1. v. r.), Quelle: Foto Gerlinde RohrSeit 2015 gibt es in Leipzig ein internationales Jugend-Fußballturnier um den Max- und Leo-Bartfeld-Wanderpokal. Leos Töchter Juliette und Evelyn sind mit ihren Familien jedes Jahr als Ehrengäste bei diesem Fest dabei.

Für Leo Bartfeld und seine Familie wurden im Mai 2016 in der Waldstraße 8 in Leipzig Stolpersteine verlegt.

Autor: Dr. Gerlinde Rohr

Literaturverweise
VfB-Mitteilungen. Offizielles Monatsblatt des Vereins für Bewegungsspiele zu Leipzig e.V. 5. Jg. (1913) bis 11. Jg. (1921)im Archiv Sportmuseum Leipzig, Ellen Bertram: Leipziger Opfer der Shoah. Ein Gedenkbuch. Leipzig 2015. ISBN 978-3-941780-10-1, Bar Kochba Leipzig und das Internationale Interkulturelle Fussball-Begegnungsfest vom Verein Tüpfelhausen-Das Familienportal. In: Yuval Rubovitch und Gerlinde Rohr: Mit Sportgeist gegen die Entrechtung. Die Geschichte des jüdischen Sportvereins Bar Kochba Leipzig. Hentrich & Hentrich Leipzig 2020.
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