Otto Fuld wird am 22. März 1894 geboren. Seine Kindheit verbringt er in Frankfurt, er besucht das Gymnasium und absolviert nach dem erfolgreichen Schulabschluss eine kaufmännische Ausbildung bei der Exportfirma „Philipp Deutsch“ in der Neuen Mainzer Straße. Nach der Ausbildung arbeitet er bei der Firma zunächst als Vetreter. Im Ersten Weltkrieg ist er Soldat, er wird mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Am 19. Mai 1924 gründet Otto eine eigene Firma, welche ab 1925 zusammen mit einem Teilhaber als „OHG Otto Fuld & Jakob Hirsch, Handel und Vertretung in Bijouterien, Silber und Alpaka (Neusilber)“, Neue Mainzer Straße 77/I, mit fünf bis sechs Beschäftigten registriert ist. Eine Bijouterie ist ein Unternehmen, welches Schmuckgegenstände herstellt, das Wort leitet sich vom französischen bijoutier (Goldschmied, Juwelier) ab.
Otto Fuld lebt gemeinsam mit seiner Frau Frieda, geb. Sander, in der Kronberger Str. 42, beide sind jüdischen Glaubens. Am 12. Juni 1923 wird die gemeinsame Tochter Lily Hedwig geboren.
Otto Fuld ist ein großer Eintrachtfan, seine Tochter Lily erinnerte sich in einem Interview 2008, dass er Mitglied im Verein war: „Mein Vater spielte in seiner Freizeit Fußball bei Eintracht Frankfurt, besuchte gerne die Spielwarenmesse in Nürnberg und brachte mir, der geliebten Tochter, schöne Spielsachen mit. Auch bei den Wagnerfestspielen in Bayreuth war die Familie zu Gast. Er hatte viele Geschäftsfreunde in Schweden. 1934 hätte er die Chance gehabt, mit der ganzen Familie dorthin auszuwandern. Aber er liebte seine Heimatstadt Frankfurt. Und er dachte, ihm könne nichts passieren; er hat doch 1914 bis 1918 für Deutschland gekämpft und ist mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet worden! Er dachte immer, es wird bald wieder besser werden!“
Doch sein Einsatz als Soldat im Weltkrieg schützt Otto Fuld nicht vor der Verfolgung.
Am 6.Januar 1939 scheidet sein Geschäftspartner Jakob Hirsch aus der Firma aus, vermutlich wegen seiner Flucht in das Exil. Am 9. März setzt der Regierungspräsident einen Wirtschaftsprüfer als Treuhänder der Firma ein; das Unternehmen wird am 29. Oktober 1939 aufgelöst.
Bereits 1938 wurde Otto Fuld nach den Novemberpogromen erstmals verschleppt.Tochter Lily erinnerte sich 2008: „Am 10. November 1938 abends um sieben Uhr klingelte es an der Tür. Es standen zwei SS-Männer vor der Tür. Es waren zwei Mitglieder von Eintracht Frankfurt, wo auch mein Vater Fußball spielte. Sie fragten nach meinem Vater und sagten: ‚Es tut uns leid, aber wir müssen dich mitnehmen.’ Zu Mutti und Oma sagten sie: ‚Macht euch keine Sorgen. Der Otto kommt morgen wieder nach Hause.’ Vati nahm Abschied. Wir hörten nichts mehr. Erst ein paar Wochen später erfuhren wir, dass er nach Buchenwald verschleppt wurde! Ende Januar 1939 klingelte das Telefon. Vati war es und er sagte: ‚Ich komme nach Hause!’ Es herrschte große Freude, aber wie wir Papa sahen, sind wir sehr erschrocken! Er sah so ausgehungert aus. Aber durch Muttis Fürsorge hat er wieder zugenommen, und es ging mit ihm bergauf. Seitdem hatte er aber mit der Schilddrüse zu tun. Vati hat nie ein Wort über das KZ gesprochen!“ Aus den Entschädigungsakten des Eintrachtlers Ludwig Isenburger geht hervor, dass Isenburger Otto Fuld in Buchenwald getroffen habe. Isenburger berichtet, dass er im November 1938 im Konzentrationslager „einen Vereinskameraden der Eintracht, den Kaufmann Otto Fuld“ getroffen habe.
Otto und Frieda versuchen, über England in die USA zu fliehen. Doch die Flucht kommt nicht zustande. Schließlich ergibt sich die Möglichkeit, Tochter Lily mit einem Kindertransport ins sichere England zu schicken. Am 21. Juni 1939 reist Lily nach England, die Eltern bleiben in Frankfurt zurück.
Nach Zeugenaussagen wird Otto Fuld in Frankfurt zur Zwangsarbeit verpflichtet. Otto und Frieda müssen aus ihrer Wohnung in der Telemannstraße 12 ausziehen, der letzte bekannte Wohnsitz ist die Feldbergstraße 5. Am 19. Oktober 1941 wird das Ehepaar Fuld nach Litzmannstadt deportiert. Hier verliert sich ihre Spur.
Lily Fuld überlebt den Krieg in England, sie macht eine Ausbildung zur Krankenschwester. 1948 heiratet sie in in Scheveningen/Den Haag, 1952 bekommt sie einen Sohn. Später heiratet Lily in zweiter Ehe ihren Frankfurter Jugendfreund Walter Gutmann, sie geht nach Amerika und nennt sich fortan Lily Gutmann-Fuld. Am 14. Juli 1993 reicht Lily für ihre Eltern Gedenkblätter in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem ein. Das Gedenkblatt für Otto ist unter der Nummer 1308615 verzeichnet, das Gedenkblatt für Frieda unter der Nummer 1308607. Am 3. September 2008 organisieren Freunde von Lily Gutmann-Fuld in der Telemannstraße 12 eine Stolpersteinverlegung für Otto und Frieda Fuld.