Richard, genannt ‚Little‘, Dombi war einer der ungewöhnlichsten Trainer in der Geschichte des FC Bayern. Er galt in seiner Zeit als einer der teuersten und erfolgreichsten Trainer Europas. Seine Zeit in München krönte er mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft im Jahr 1932.
Dombi wurde am 27. September 1888 in Wien als Richard Kohn geboren. Den Namen Dombi nahm er während seiner Spielerkarriere beim damals weltbekannten MTK Budapest an. Der Begriff war eine Ableitung des ungarischen Wortes ‚Domb‘ und stand für kleine Hoheit oder Eminenz. Er lässt erahnen, welche fußballerische Kompetenz dem Spieler beigemessen wurde. Zwischen 1908 und 1912 wurde Dombi sechs Mal in das österreichische Nationalteam berufen.
Seine Trainerlaufbahn begann Dombi bei Hertha BSC in Berlin. Dombi zog aber zunächst rasch weiter nach Zagreb und ein Jahr später nach Wien, bevor er in der Saison 1926/27 vom FC Barcelona abgeworben wurde. 1928 kehrte er nach Deutschland zurück und rettete die Sportfreunde Stuttgart vor dem Abstieg. Die folgenden Stationen waren der TSV 1860 München (1928/29) sowie der VfR Mannheim (1929/30).
Seit Mitte 1930 betreute er den damals aufstrebenden FC Bayern. Richard Dombi revolutionierte in diesen Jahren das Fußballtraining, indem er die individuelle Betreuung der Spieler in den Mittelpunkt der Arbeit stellte und zugleich noch Manager- und Physiotherapeutenfunktionen übernahm. Eine Chronik des FC Bayern würdigte seine Verdienste noch Jahrzehnte später: „Wohl kein Trainer war mit seiner gesamten Zeit so für den Club tätig, als es Dombi war. Er war Trainer, Fitmaker, Masseur, Geschäftsführer und Organisator in einer Person“.
Im Juni 1932 erreichte der FC Bayern erstmals in seiner Geschichte das Finale um die Deutsche Meisterschaft. Dank der hervorragenden Vorbereitung von ‚Trainerfuchs‘ Dombi, der seine Elf bis zum Spieltag hermetisch vor der Öffentlichkeit abschirmte, gelang dem FC Bayern ein überlegener 2:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt: „Wir sind Deutscher Meister! Jahrzehntelang ein Traum - heute stolze Wirklichkeit“, titelte die Vereinszeitung des FCB.
Nur wenige Monate später war für den Vater des größten Erfolges in der Vereinsgeschichte kein Platz mehr beim FC Bayern. Im September 1933 musste Dombi Nazideutschland verlassen. Er ging zunächst zum FC Barcelona und wenige Monate später zum FC Basel. Von 1935-1939 trainierte er Feyenoord Rotterdam und gewann mit dem Verein 1936 und 1938 die niederländische Meisterschaft.
Den Einmarsch deutscher Truppen überlebte Dombi wahrscheinlich durch Heirat und Konvertierung zum christlichen Glauben. Nach Ende des Weltkriegs übernahm Dombi noch zwei weitere Male das Traineramt in Rotterdam. Im Alter von 66 Jahren rettete er den Verein 1954 vor dem Abstieg. Eine Feyenoord-Chronik schrieb daraufhin: "Vom Himmel gesandt wurde uns der größte Trainer, der jemals in den Niederlanden tätig war. Er war es, der Feyenoord eigentlich erst gelehrt hat, Fußball zu spielen".
Richard Dombi verstarb nach langer Krankheit am 16. Juni 1963 in seiner neuen Heimat in den Niederlanden. 1997 wurde in Rotterdam eine Straße nach ihm Richard Dombistraat benannt.