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        Wolfgang Overath

        29. September 1943, Siegburg
        Mittelfeld 

        Stationen als Spieler:

        1962-1977    1. FC Köln

        Verein:
        409 Spiele, 83 Tore (Bundesliga)

        Erfolge:
        Deutscher Meister: 1964
        DFB-Pokalsieger: 1968, 1977
         

        Nationalmannschaft:
        81 Spiele, 17 Tore

        Weltmeister: 1974
        Vize-Weltmeister: 1966
        WM-Dritter: 1970
         

        „Netzer oder Overath?“ So lautete einst die Gretchenfrage des deutschen Fußballs, wenn es um die Besetzung der Mittelfeld-Zentrale in der Nationalmannschaft ging. Zwei Spielgestalter von herausragendem Format, mit Überblick, großartiger Technik und Führungsqualitäten – offensichtlich taugte das damals nicht für ein funktionierendes Mannschaftsgefüge. Es konnte nur einen „Zehner“ geben. Aus heutiger Sicht kaum vorstellbar. Die modernen Spielsysteme ließen sich für die Lösung eines solchen Luxusproblems sicher irgendwie hinbiegen und würden wahlweise einen abkippenden, diametral verschiebenden oder gar falschen Zehner vorsehen. 

        Overath war jedenfalls ein echter, in Reinkultur. Linksfüßern wie ihm wurde noch einmal ein zusätzliches Maß an Kreativität zugeschrieben, die unabdingbare Voraussetzung war, um den Anforderungen an die exponierte Spielposition zu genügen. Dem Kölner Regisseur klebte der Ball quasi am Fuß. Deshalb musste er ihn auch nicht besonders ins Visier nehmen, wenn er durchs Mittelfeld dribbelte. Stattdessen konnte er den Kopf heben, um ständig die Bewegungen seiner Mitspieler im Blick zu haben für den entscheidenden Pass in den freien Raum. Das sah bei Overath immer elegant und geschmeidig aus. Seine Aktionen waren von einer einzigartigen Leichtigkeit und Dynamik geprägt. 

        Gleichwohl hatte Overath auch kämpferische Elemente in seinem Spiel. Kein Weg war dem lauffreudigen Techniker zu weit. Vielleicht bestand darin der kleine, entscheidende Unterschied zu seinen langjährigen Kontrahenten. Günter Netzer hatte, wenn er aus der Tiefe des Raumes kam, zuweilen Mühe, dorthin zurückzukehren. Das könnte eine Erklärung dafür sein, weshalb er auf lediglich 37 Länderspiele kam. Overath hingegen auf 81. Mit herausragendem Erfolg. 

        Er nahm an drei Weltmeisterschaften teil und belegte dabei jede Stufe des Siegerpodestes. Nach der Vizeweltmeisterschaft  1966 in England, wo er als gerade einmal 22-Jähriger in allen sechs Partien das deutsche Spiel gestaltete, dem dritten Platz bei der WM 1970 in Mexiko, folgte bei der Weltmeisterschaft 1974 mit dem Titelgewinn im eigenen Land die Krönung seiner herausragenden Länderspielkarriere. Das WM-Finale gegen die Niederlande war zugleich Overaths letzter Einsatz. Nach dem Turnier erklärte er seinen Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft. 

        Dem 1. FC Köln blieb Overath, der  die Jugend des Siegburger SV durchlief, während seiner 14 Jahre als Bundesligaspieler immer treu. Gleich in der Premierensaison der höchsten deutschen Spielklasse holte er mit dem FC die Meisterschaft. 1977 beendete er nach 409 Bundesligaspielen und insgesamt 765 Einsätzen für die Rheinländer seine Karriere. Netzer oder Overath? Die Frage stellt sich nicht mehr: In der Hall of Fame des deutschen Fußballs sind sie endlich vereint. 
         

        Die HALL OF FAME des deutschen Fußballs ist auf Initiative des Deutschen Fußballmuseums gegründet worden. Im November 2018 und Januar 2019 haben führende Sportjournalistinnen und Sportjournalisten die Gründungsmannschaften der Männer und Frauen gewählt. Die Jurymitglieder waren aufgerufen, ihre Spieler- und Trainerpersönlichkeiten des deutschen Männer- und Frauenfußballs zu berufen. Genannt werden durften Spielerinnen und Spieler, die für deutsche Auswahlmannschaften spielberechtigt waren und deren Karriereende mindestens fünf Jahre zurückliegt. Die HALL OF FAME würdigt die größten Legenden des deutschen Fußballs erstmals zentral an einem Ort. Sie ist Teil der Dauerausstellung im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund. Am 1. April 2019 eröffnet, ist so eine dauerhafte Pilgerstätte für alle Fußballfans entstanden. Die Jury entscheidet im jährlichen Rhythmus über weitere Neuaufnahmen aus dem Männer- und Frauenfußball.

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