In Rückschau auf das vergangene Vierteljahrhundert entwickelte sich auf dem Podium eine lebhafte Diskussion über das Wohl und Wehe der zunehmenden Professionalisierung des Fußballs. Prominente Gesprächspartner waren unter anderem die ehemaligen Fußballstars Teddy de Beer, Ingo Anderbrügge und Yves Eigenrauch. Letzterer überraschte mit seiner Antwort auf die Frage nach seinem schönsten Fußballerlebnis: „Ein gemeinsames Training mit meinem Jugendidol Klaus Fischer, kurz nachdem ich zu Schalke gewechselt bin“, sagte der UEFA-Pokalsieger von 1997, der insgesamt 229 Bundesligaspiele absolviert hat. Zum Fußballgeschäft pflegte der 47-Jährige schon immer ein distanziertes Verhältnis: „Ich habe gerne gespielt, mir aber nie gerne Spiele angesehen. Heute fehlt mir beim Fußball das Menschliche, das Natürliche. Zu meinen ehemaligen Kollegen besteht nur noch sporadischer Kontakt“
#bild#Ingo Anderbrügge erinnert sich gerne an seine Zeit als Profi: „Als Kind des Ruhrgebiets bin ich glücklich darüber, bei beiden großen Vereinen Borussia Dortmund und Schalke 04 erfolgreich gespielt zu haben. Sicher war es für uns früher einfacher, eine größere Nähe zu den Fans zu haben. Aber auch die Jungs von heute müssen sich immer ihrer Vorbildfunktion bewusst sein. Da kann es nicht sein, dass einige es noch nicht mal schaffen, den Gruß winkender Fans zu erwidern.“
Als Torwarttrainer von Borussia Dortmund ist Teddy de Beer noch heute stark ins Bundesligageschehen involviert. Als Aktiver bestritt er 181 Spiele in der höchsten deutschen Spielklasse für den BVB. „Damals war es auch für die Dortmunder üblich, Spieler aus der Region zu verpflichten“, sagt der Duisburger. „Dadurch gab es naturgemäß mehr Identifikationsfiguren. Heute ist der Transfermarkt eine globale Angelegenheit. Dennoch: Spieler, die ihr Herz öffnen, werden immer von den Fans akzeptiert, auch wenn sie nicht von hier stammen.“
#bild#Vorbildfunktion, Identifikation, Menschlichkeit – das sind Aspekte, die sich auch in den Bildern der Sonderausstellung widerspiegeln. 44 großformatige Acrylbilder zeigen Szenen aus dem Kinder- und Profifußball. Dabei stehen sich die Aufnahmen von Nachwuchskickern des Emscher Junior Cups und von etablierten Bundesliga-Stars spiegelbildlich gegenüber und werden auf diese Weise künstlerisch miteinander in Verbindung gebracht. Die Agenturinhaber Ralf Ibing und Jürgen Fromme haben zahlreiche nationale und internationale Fotopreise gewonnen, darunter auch viermal das „Sportfoto des Jahres“ in Deutschland in den Jahren 1999, 2000, 2004 und 2011.
„Die Aufnahmen vom Kinderfußball geben Inspiration für die Arbeit in den großen Arenen. Alle Bilder sind aus der Situation heraus entstanden, da ist nicht Gestelltes dabei. Die Parallelen von Gestik, Mimik und Bewegungsabläufen zwischen den Stars und den kleinen Nachwuchstalenten sind verblüffend“, sagt Jürgen Fromme und Ralf Ibing ergänzt: „Die Kinder ahmen ihren Idolen nach. Das drückt sich im Jubel aus, bei der Vorbereitung auf einen Freistoß, aber auch darin, wie sie mit dem Schiedsrichter oder ihren Mitspielern umgehen. Wir haben Motive ausgewählt, die sich fast Eins zu Eins entsprechen. Man könnte sagen: Das sind Spiegelbilder.“
Museumsdirektor Manuel Neukirchner hatte mit den Agenturinhabern bereits seit längerem eine Zusammenarbeit ins Auge gefasst. „Firo gehört zur hiesigen Fußballlandschaft einfach dazu. Ihre Bilder sind nicht reine Informationsträger, sondern haben häufig auch etwas Künstlerisches. Die Ausstellung veranschaulicht die Bedeutung des Kinder- und Jugendfußballs als Grundlage für den Profisport. Auf amüsante wie hintergründige Weise nehmen die Bilder den Vorbildcharakter von Fußballidolen unter die Lupe.“
Die Sonderausstellung endet am 5. März 2017.
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