#bild#Anlässlich der Eröffnung der Sonderausstellung „Schichtwechsel- FußballLebenRuhrgebiet" tauschten sich am Mittwoch im Deutschen Fußballmuseum DFB-Präsident Reinhard Grindel, DFL-Präsident Reinhard Rauball und der Aufsichtsratsvorsitzende von Schalke 04, Clemens Tönnies, über vergangene, gegenwärtige und zukünftige Entwicklungen des Fußballs aus. Im Fokus standen dabei die Wurzeln und die besondere Identität des Revierfußballs, aber auch Visionen, wie der Fußball im Allgemeinen seine gesellschaftliche Bedeutung nachhaltig festigen kann.
#bild#Reinhard Grindel: „Das ehrenamtliche Engagement in unseren Vereinen ist durch nichts zu ersetzen. Überall dort, wo es Menschen als Bereicherung für sich selbst empfinden, die Werte des Fußballs wie Kameradschaft, Teamfähigkeit, Vertrauen und Verlässlichkeit zu vermitteln, wird der Zulauf der Kinder und Jugendlichen fortbestehen. Das ist die unverzichtbare Basis für die Zukunft unseres Fußballs.“
Reinhard Rauball: „Wir müssen darauf achten, dass die Strahlkraft des Fußballs auch weiterhin diejenigen erreicht, die ihn über viele Jahrzehnte geprägt und großgemacht haben. Gerade im Ruhrgebiet wird die Ursprünglichkeit des Fußballs gelebt, gesprochen und wertgeschätzt.“
Clemens Tönnies: „Wir können uns der Globalisierung auch im Fußball nicht verschließen. Mehr als auf die regionale Herkunft und Identität kommt es auf Einstellung und Charakter an. Und da werden es in unserer Region auch in Zukunft Spieler bei den Fans immer einfacher haben, denen das Wort ‚malochen‘ nicht fremd ist.“
Um nachhaltige Werte im Fußball ging es auch in einer zweiten Gesprächsrunde mit drei Revier-Legenden.
#bild#Bernard Dietz, Urgestein des MSV Duisburg und Kapitän der Europameister-Mannschaft von 1980: „Wenn ich an das Kameradschaftliche und Gemeinschaftliche aus meinen Anfängen als Fußballer denke, als viele Spieler auf der Schicht Kumpels und am Wochenende in den kleinen Vereinen der Region Gegner waren, dann empfinde ich auch Stolz, das so miterlebt zu haben. Diese Zeit möchte ich für kein Geld der Welt missen.“
Willi „Ente“ Lippens, Unikum der Bundesliga und bis heute Rekordtorschütze von Rot-Weiss Essen: „Am Anfang verdiente ich 80 Mark im Monat und wohnte in einer kleinen Wohnung in den Katakomben des Essener Stadions an der Hafenstraße. Bei der Familie des Platzwarts habe ich mich durchgegessen. Neben meinen Toren wollte ich den Leuten im Stadion immer auch noch etwas mehr bieten und habe deshalb den einen oder anderen Spaß gemacht.“
#bild#Olaf Thon, Idol von Schalke 04 und Weltmeister von 1990: „Mein Opa hat 40 Jahre auf der Zeche Nordstern in Gelsenkirchen-Horst gearbeitet und war genauso ein Vorbild für mich wie später Bernard Dietz, der mich als erfahrener Spieler zu Beginn meiner Karriere auf Schalke geformt hat. Dafür bin ich auch heute noch dankbar.“
Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau strich in seinem Grußwort die besondere Bedeutung des Fußballs für das Ruhrgebiet heraus: „Die Region hat dem Fußball viel zu verdanken. Insbesondere unter dem Aspekt der Integration. Nicht nur in der Blütezeit der Steinkohlenförderung – auch heute sorgt er dafür, dass viele Menschen unterschiedlicher Herkunft außerhalb der Arbeit zusammengeführt werden. Der Strukturwandel vollzieht sich unter Beibehaltung dieses Gemeinschaftsgefühls und auf der Basis, dass man sich hier als ‚ehrliche Haut‘ begegnet.“
#bild#Mit der Sonderausstellung „Schichtwechsel – FußballLebenRuhrgebiet“ beteiligt sich das Deutsche Fußballmuseum an der Initiative „Glückauf Zukunft!“, die die RAG-Stiftung, die RAG Aktiengesellschaft und die Evonik Industries AG zusammen mit dem Sozialpartner IG BCE ins Leben gerufen haben. Mit „Glückauf Zukunft!“ nimmt das Revier von der Jahrhunderte währenden Tradition der Kohleförderung Abschied und blickt gleichzeitig in die Zukunft.