Die Jahrhundert-Konkurrenten

Beim Streifzug durch die deutsch-italienische Fußballgeschichte im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund werden Erinnerungen geweckt an unvergessene Begegnungen, dramatische Momente und herausragende Erfolge bei Welt- und Europameisterschaften. Die Rivalität der großen Fußballnationen ist geprägt von – im wahrsten Sinn des Wortes – hitzigen Duellen und der Eigenschaft, sich gegenseitig zu Höchstleistungen anzutreiben. Beide verbindet auch, dass bedeutende Erfolge jeweils im Land des Kontrahenten errungen wurden. Wie kaum eine andere Fußballnation spielte im Laufe der Jahrzehnte Italien Schicksal für die deutsche Nationalmannschaft.|Deutschland gegen Italien

#bild#Halb entblößt steht der Torschütze an der Strafraumgrenze, die wohl definierten Muskeln seines Oberkörpers sind kraftvoll angespannt, der Gesichtsausdruck ist entschlossen bis grimmig. Das im Deutschen Fußballmuseum auf einem überdimensionalen Ball projizierte Bild, das den italienischen Stürmerstar Mario Balotelli in spezieller Jubelpose unmittelbar nach seinem Treffer zum 2:0 gegen die deutsche Nationalmannschaft im EM-Halbfinale 2012 zeigt, hat sich ins Gedächtnis eingebrannt.

Es steht für den Erfolg der Italiener, aber noch viel stärker für das Scheitern von Joachim Löws Mannen. Wieder einmal hat es nicht zum finalen Triumph gereicht. Wie so häufig in den Jahren zuvor sind Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Co. kurz vor dem großen Ziel gescheitert. Und wieder einmal an Italien. Bereits 2006 stoppte der spätere Weltmeister die deutsche Mannschaft im Halbfinale ihrer Heim-WM. Die Azzurri bilden in den direkten Duellen bei Welt- und Europameisterschaften seit Jahrzehnten eine scheinbar unüberwindbare Hürde. 

Als Gegner unbequem, ist Italien für die deutsche Nationalmannschaft gleichwohl ein angenehmes Pflaster auf dem Weg zu großen Erfolgen. 1934 nimmt die DFB-Elf beim Turnier jenseits der Alpen erstmals an einer WM teil und wird durch einen 3:2-Sieg gegen Österreich auf Anhieb Dritter. Das Programmheft zur WM erinnert in der Ausstellung an diese Premiere auf der Welt-Bühne des Fußballs.

An anderer Stelle ist die Spielführerbinde von Bernard Dietz zu sehen. 1980 reckte das Idol des MSV Duisburg als Kapitän der Nationalmannschaft den EM-Pokal in den Nachthimmel von Rom und zehn Jahre später nahm an exakt gleicher Stelle Lothar Matthäus die WM-Trophäe entgegen. Das Stadio Olimpico di Roma ist somit Heimstätte von zwei bedeutenden Titelgewinnen. Dementsprechend bildet ein Modell des Endspiel-Stadions in der Ausstellung des Deutschen Fußballmuseums den inszenatorischen Rahmen für die unvergessenen Momente der WM 1990.

#bild#Als Gastgeber ein Traum, als Gegner ein Trauma. Der „Fluch“ beginnt 1970 im Halbfinale der WM in Mexiko. Dort macht der deutschen Mannschaft weniger Montezumas Rache zu schaffen, eher schon die 50 Grad Hitze im Azteken-Stadion und vor allem das Spiel der Italiener, die sich trotz des späten Ausgleichs in der 90. Minute „ausgerechnet“ durch den deutschen Italien-Legionär Karl-Heinz Schnellinger nicht beirren lassen. Die Verlängerung, in der sich die Teams einen offenen Schlagabtausch liefern, macht die Begegnung zum Jahrhundertspiel. Bis zur 120. Minute fallen noch fünf Tore und da die italienische Mannschaft eins mehr schießt als die deutsche, zieht sie als glücklicher Sieger ins Finale gegen Brasilien ein. Der mexikanische Fußballverband widmet dem denkwürdigen Spiel eine Erinnerungsplakette, das Deutsche Fußballmuseum eine komplette Ausstellungswand, die mit beeindruckenden Fotos die Dramatik der Auseinandersetzung nachvollzieht.

Das Halbfinale von Mexiko ist 1982 das Endspiel bei der WM in Spanien. Wieder mit dem besseren Ende für die Italiener nach einem längst nicht so spannenden Duell. Eine kleine Ausnahme in der Statistik der direkten Duelle bei Turnieren bilden drei 0:0-Begegnungen bei den Weltmeisterschaften 1962 in Chile und 1978 in Argentinien sowie während der EM 1996 in England. Dort trafen die beiden Kontrahenten bereits in der Gruppenphase aufeinander. Das Remis reicht den Deutschen für das Weiterkommen auf dem Weg zum EM-Titel, die Italiener mussten heimkehren.

Nach Deutschland kehrt die italienische Mannschaft sicher gerne zurück. Die „Nacht von Berlin“, in der die Squadra Azzurra im Juli 2006 im Elfmeterschießen gegen Frankreich den WM-Titel errang, bleibt unvergessen, insbesondere bei Gianluigi Buffon, der damals das italienische Tor hütete und das bis heute noch tut. Die deutsche Mannschaft wartet übrigens seit 1995 auf einen Heimsieg in diesem Prestige-Duell. Ein Duell, ohne das die Fußballgeschichte um einige historische Spiele und die Ausstellung des Deutschen Fußballmuseums um bedeutende Exponate ärmer wäre.

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