#bild#Beim Neujahrempfang 2015 der Ruhr Nachrichten haben Sie die Eröffnung des Fußballmuseums als „eine große Herausforderung“ bezeichnet, „der wir uns mit viel Enthusiasmus und großer Leidenschaft stellen“. Wie viel Enthusiasmus und Leidenschaft sind übrig geblieben?
Manuel Neukirchner: Erst einmal sollte man festhalten, dass die komplexe Eröffnungsphase für alle Mitarbeiter sehr kräftezehrend war. Wir standen vor der Herausforderung, gleich drei Aufgaben auf einmal realisieren zu müssen: die Fertigstellung der Ausstellung, das vielschichtige Bau-Management und die Inbetriebnahme, wobei wir hier von den Prozessen rund um den Gästeservice, das Ticketing, die Gastronomie oder die Technik im Haus reden. In der Summe war das schon sehr anstrengend. Umso schöner ist es zu sehen, dass die Prozesse funktionieren. Das Team hat sehr gute Arbeit geleistet.
Der neue Berliner Flughafen, die Elbphilharmonie in Hamburg oder die Kölner Oper: Immer wieder liest man von Kostenexplosionen und terminlichen Verschiebungen bei Bauvorhaben mit öffentlichen Ausschreibungen. Hatten Sie die Sorge, dass dem Deutschen Fußballmuseum ein ähnliches Szenario droht?
Mit den besonderen Herausforderungen dieses Vergabeverfahrens hatten auch wir zu kämpfen. Die drei Insolvenzen, zwei davon im letzten Jahr der baulichen Realisierung, haben uns mächtig unter Druck gesetzt. Doch die Verzögerung hat sich im Rahmen gehalten. Als das Rohbau-Unternehmen im Sommer 2013 insolvent gegangen ist, haben wir den beim Baubeginn kommunizierten Eröffnungstermin von Ende 2014 auf 2015 verschieben müssen. Und trotz der gerade schon angesprochenen Insolvenzen auf der Zielgeraden haben wir im Juni 2015 den ersten konkreten Termin genannt: 25. Oktober, den wir dann auch eingehalten haben.
#bild#Die Eröffnung im Oktober wurde von einer umfangreichen medialen Berichterstattung über die Vergabe der WM 2006 begleitet. Haben diese Diskussionen dem Fußballmuseum geschadet?
Wir haben rund um unseren offiziellen Medientermin und dem Eröffnungswochenende insgesamt 600 Mio. Medienkontakte generiert. Überall kam die Botschaft an, dass das „Deutsche Fußballmuseum in Dortmund“ eröffnet worden ist. Auf der anderen Seite ist die Dauerausstellung selbst als Thema etwas in den Hintergrund gerückt. Das haben auch viele Journalisten bedauert, die bei uns waren, sich begeistert von dem Haus zeigten, aber darauf hinwiesen, dass die Redaktionsleiter mehr an den Diskussionen rund um die Vergabe der WM 2006 interessiert seien. Wir haben jedoch die Erfahrung gemacht, dass diese Medienvertreter im Nachgang auf uns zugekommen sind und entweder schon über die Ausstellung berichtet haben oder es noch tun werden.
Wie zufrieden sind Sie mit den ersten acht Wochen Museumsbetrieb?
Wir sind gut aus den Startlöchern gekommen. Kurz vor Weihnachten wurde die 50.000. Karte verkauft. Und wir merken, wie wir von Woche zu Woche mehr Tickets absetzen. Auch Gruppen wie Schulklassen kommen vermehrt ins Haus. In der Woche vor Weihnachten waren diese Angebote gar ausverkauft. Was mich besonders freut: Wir merken, dass die Museumsbesucher unsere besten Botschafter sind. Fast ausnahmslos sind die Menschen beeindruckt und begeistert, wenn sie durch aus Haus gegangen sind. Viele von ihnen wollen wiederkommen und es ihren Freunden und Bekannten erzählen. Dieses Feedback und die daraus erkennbare Akzeptanz unseres Museumsangebotes sind in meinen Augen wichtiger als die nackten Zahlen.
Das Jahr 2015 ist bald Geschichte, 2016 steht vor der Tür. Ein ruhigeres Jahr für das Fußballmuseum?
Ganz im Gegenteil. Jetzt geht die inhaltliche Arbeit doch erst richtig los. Wir werden im Frühjahr 2016 unser Kultur- und Veranstaltungsprogramm ANSTOSS vorstellen, das Mitte des Jahres starten wird. Dort werden wir die Themen des Fußballkalenders mit interessanten Formaten bespielen.
#bild#Gibt es schon konkrete Veranstaltungen?
Daran arbeiten wir gerade. Zudem wollen wir zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht zu viel verraten. Es ist sicherlich keine Überraschung, dass uns 2016 vor allem zwei Ereignisse beschäftigen werden: die Euro 2016 in Frankreich und das Jubiläum „50 Jahre Wembley“. Zur WM 1966 wird es eine Sonderausstellung geben. Mehr möchte ich aber nicht preisgeben.