#bild#Im Deutschen Fußballmuseum verdichten sich Objekte, Klänge, Bilder und Architektur zu einem emotionalen Gesamterlebnis. So werden die Besucher beispielsweise in die Situation vor dem Anpfiff versetzt, es erklingen Fangesänge, virtueller Regen prasselt nieder und der Gang im Spielertunnel öffnet sich in Richtung Spielfeld. Durch die Verbindung unterschiedlicher Kontexte und Wahrnehmungsformen entstehen andere, überraschende Blickwinkel und Perspektiven.
Eine besondere Perspektive bot der „Aktionstag Blindenfußball“ im Deutschen Fußballmuseum am vergangenen Freitag. Die sehbehinderten Fußballer von Borussia Dortmund und von Schalke 04 lieferten auf dem Kleinspielfeld in der Multifunktionsarena eine beeindruckende Demonstration spielerischer Klasse und technischer Fähigkeiten. Spektakuläre Dribblings, präzise Torabschlüsse – die Museumsgäste am Spielfeldrand kamen angesichts der Leistungen beider Teams aus dem Staunen nicht heraus. Vor allem jene, die zuvor mit verbundenen Augen ausprobiert hatten, einen Slalom-Parcours zu absolvieren und den Ball, sofern er überhaupt noch am Fuß lag, in Richtung Tor zu bugsieren. Denn auch wenn das Spielgerät mit integrierten Rasseln auf sich aufmerksam macht, bilden Orientierung und Koordination eine große Herausforderung.
#bild#Beim Blindenfußball müssen sich die Zuschauer möglichst leise verhalten, damit die Abläufe auf dem Spielfeld funktionieren können. Denn neben dem Ball sind es die Akteure selbst, die mit „Voy“-Rufen sowohl den Gegner als auch den Mitspieler auf ihre Position und Bewegungsrichtung hinweisen. Das spanische „Voy“ („Ich komme“) hat sich bei Blindenfußball-Spielen international etabliert. Nähert sich ein Spieler dem Ball ohne diesen Hinweis, gilt das als ein Regelverstoß. Ein gelegentlicher Zusammenstoß lässt sich dennoch kaum vermeiden. Deshalb ist das Tragen eines Kopfschutzes zwingend notwendig.
Auch beim vorherigen Ausstellungsrundgang war die Gruppe der Sehbehinderten mit großer Begeisterung dabei. Wie hoch der Stellenwert des Fußballgeschehens auch bei ihnen ist, durfte Gästeführer Markus Bliemetsrieder unmittelbar erfahren. Seine Ausführungen stießen auf enormes Hintergrundwissen – und auf rege Resonanz. Denn zu einer Reihe von Geschichten aus der über 140-jährigen deutschen Fußballhistorie präsentierte Bliemetsrieder Exponate zum Anfassen. So bekamen die Gäste einen Eindruck von historischen Trikotstoffen und dem Gewicht alter Fußballschuhe ebenso wie von der Beschaffenheit und den Ausmaßen des WM-Pokals. Weiterführende Informationen in Braille-Schrift und die zahlreichen Hörstationen trugen überdies auch für die Sehbehinderten zum emotionalen Gesamterlebnis bei.
Somit hinterließ der „Aktionstag Blindenfußball“ im Deutschen Fußballmuseum in jeder Hinsicht – für Sehende wie Nichtsehende – gleichermaßen einen bleibenden Eindruck.
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